Räuberhauptmann Grasel
Über GraselMörtersdorf war die letzte Station im Leben des Räuberhauptmannes Grasel. Hier wurde er am 20.November 1815 durch eine List verhaftet. Ein Kriegsgericht in Wien verurteilte ihn zum Tode, und am 31.Jänner 1818 wurde er öffentlich in Wien hingerichtet.
Johann Georg Grasel (1790 – 1818) stammte aus Neu-Serowitz in Südmähren. Sein Vater übte dort den verachteten Beruf des Schinders aus. In erster Linie lebten er und seine Familie jedoch von Diebstählen, Raub, Betrug und Hehlerei. Zuerst begleitete der Sohn den Vater auf dessen Raubzügen. Später jedoch gründete er aber eine eigene Räuberbande. Sie soll schließlich 66 Mitglieder umfasst haben.
Allein im Jahre 1814 konnten ihm 71 Verbrechen nachgewiesen werden. Am ertragreichsten dabei war der Einbruch beim Kaufmann Loidold in Groß Siegharts, am grausamsten der räuberische Totschlag an Anna Maria Schindler in Zwettl, der ihn schlussendlich an den Galgen brachte. Die Regierung setzte eine Belohnung von 4000 Gulden für die Ergreifung Grasels aus. Dies reizte den Polizeispitzel David Mayer. Deswegen trat er mit Franz Joseph Schopf, dem Drosendorfer Gerichtsverwalter, in Verbindung, und gemeinsam mit der Penkhart, einem zwielichtigen Frauenzimmer, dachte er sich eine raffinierte List aus.
Wegen der ausgesetzten Belohnung, Steckbriefe und Militärstreifen plante Grasel Österreich zu verlassen und über Mähren nach Schlesien zu fliehen. Dorthin wollte er auch die Hamberger Resi, eine seiner Freundinnen, mitnehmen. Sie saß zu der Zeit aber gerade in Drosendorf im Gefängnis.
Nun beschlossen Mayer und Schopf sie als Lockvogel zu benutzen. Zu diesem Zweck ließ sich Penkhart scheinhalber auch in Drosendorf einsperren. Im Gefängnis erzählte sie Resi, ihr Freund werde sie in Kürze befreien. Tatsächlich erschien Mayer in einer der nächsten Nächte und holte die beiden aus dem Gefängnis. Grasel wurde von der Befreiung der Resi verständigt, und am 10.November trafen sich alle Beteiligten beim Ehgartner in der Wasenmeisterei außerhalb der Stadt Horn.
Zur Finanzierung der Flucht wurde ein Einbruch in einer Fabrik in Lettowitz vereinbart, und kurz vor der Abfahrt bot die Penkhart dem Grasel einen Kaffee an in den Opium gemischt war.
Die erste Station auf dem Fluchtweg war Mörtersdorf, wo der Gerichtsverwalter Schopf Grasel verhaften sollte. Dieser war am vereinbarten Posten weit und breit nicht zu sehen. So ging Mayer in das Wirtshaus in Mörtersdorf. Der Wirt und die Gäste sollten mithelfen, den Grasel zu binden, wenn er mit ihm ins Wirtshaus käme. Als jedoch Mayer mit Grasel das Schankzimmer betrat hatte niemand den Mut den Gefürchteten anzurühren. Schließlich sprang Mayer selbst Grasel an und warf den völlig Überraschten zu Boden. Grasel wehrte sich mit aller Kraft, denn das Opium zeigte keine Wirkung. Durch die Übermacht der Gegner konnte er überwältigt werden, wurde dann nach Horn gebracht und schließlich als Gefangener nach Wien transportiert.
Nach einem sich lange hinziehenden Prozess verkündete das Militärgericht am 28.Jänner 1818 das Todesurteil über Grasel und seine engsten Mitarbeiter. Am 31.Jänner 1818 um 8 Uhr früh wurde Johann Georg Grasel gemeinsam mit Jakob Fähding und Ignaz Stangl im Beisein einer riesigen Menschenmenge vor dem Neutor in Wien öffentlich durch den Strang hingerichtet. Vor der Exekution küsste Grasel das Kruzifix, den Geistlichen und den Henker, schaute erstaunt auf die vielen Menschen, die seiner Hinrichtung beiwohnten und starb dann – erst 28 jährig – bei vollem Bewusstsein.
In der Erinnerung der Waldviertler und Südmährer lebt er aber noch heute weiter als der verwegene „edle Räuber“, der die Reichen gestraft und die Armen beschenkt hat.
Mythos Grasel
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